Die Wahrheit über Dinge, die einfach passieren

 

Das Buch „Die Wahrheit über Dinge, die einfach passieren“ erschien im „Hanser Literaturverlage“ und kostet als Hardcover 17 Euro. Ich durfte es im Zuge einer Leserunde lesen und bin (Achtung, Spoiler!) begeistert von diesem Buch! Aber lest selbst.

Worum geht es?

Dieses preisgekrönte Debüt erforscht, was es heißt, am Leben zu sein. Dass Dinge einfach passieren, kann Suzy nicht akzeptieren. Sie macht sich über vieles Gedanken: den Schlafrhythmus von Schnecken, die jährliche Zahl der Quallenstiche oder wie alt man ist, wenn das Herz 412 Millionen Mal geschlagen hat – gerade mal 12 Jahre. In dem Alter ist Suzys Freundin Franny im Sommer ertrunken, obwohl sie eine gute Schwimmerin war. Suzy muss herausfinden, wie das geschehen konnte. Es ist ein weiter, erkenntnisreicher Weg in einer Welt voller Wunder, bis sie begreift, dass der einzige Trost manchmal ist, Dinge anzunehmen, die man nicht ändern kann. Eine ergreifende Geschichte der Selbstfindung und ein großer Blick auf unsere Existenz. (Klappentext)

Meine Meinung:

Ich muss zugeben, dass mich allein schon die ersten Seiten berührt haben. Der Schreibstil ist sehr einfach gehalten, was zur 12-jährigen Suzy passt, und doch steckt eine unglaubliche Tiefe darin. Sehr früh wird klar, dass Suzy Frannys Tod sehr nahe geht, die angeblich beim Schwimmen ertrunken ist. Für Suzy passt das Bild nicht zusammen, schließlich weiß sie, was für eine gute Schwimmerin Franny war. Auf der Suche nach einer Erklärung lernt Suzy die Quallen kennen. Sie erfährt, dass weit mehr Todesfälle auf sie zurückzuführen sind, als man glaubt. Schließlich setzt sie sich in den Kopf: Sie muss beweisen, dass eine Qualle Franny gestochen und ihr Leben beendet hat. Dabei erfahren wir nicht nur, dass Suzy ein neugieriges Mädchen ist, sondern auch, dass sie eine schwierige Vergangenheit hat. Denn zwischen Franny und Suzy ging nicht alles ganz so rosig auseinander, wie es scheint …

Suzys Art hat mir wirklich gut gefallen. Auf der einen Seite wirkt sie reif, denn sie macht sich Gedanken um Dinge, die andere Jugendliche nicht interessieren. Statt Frisuren und Jungs schwirren in Suzys Kopf wissenschaftliche Fakten und Fragen über Leben herum. Für sie sind das die „wichtigen Dinge“. Im Zuge ihrer Trauer beginnt sie zu schweigen. Ihre Eltern wissen sich prompt nicht zu helfen und schicken sie zu einer Therapeutin. Die Reaktion kommt mir zwar natürlich, aber doch nicht besonders hilfreich vor. Auf der anderen Seite ist Suzy wahrscheinlich die Einzige in ihrem Alter, die sich weigert, die Pubertät zu betreten. Sie bleibt unschuldig, ein Kind. Das Problem ist nur, dass sich alle um sie herum weiterentwickeln.

Nichtsprechen ist nicht gleichbedeutend mit Nichredenwollen, wie die meisten Leute meinen. Nichtsprechen ist der Entschluss, die Welt nicht mit Wörtern zu füllen, wenn es nicht unbedingt nötig ist. Nichtsprechen ist das Gegenteil von Dauersprechen, was ich zuvor immer gemacht hatte, und es ist eindeutig besser als Small Talk, was alle von mir erwarten. (S.14)

In Rückblenden lernen wir schließlich Suzy zu verstehen. Wir erfahren ebenfalls mehr über Wissenschaft und vor allem über Quallen. Vor jedem Kapitel wartet ein Bild von einer Qualle und ein schönes Zitat von Mrs Turton, der Klassenlehrerin, auf uns. Auch, wenn Suzy sich oft allein vorkommt, so ist es wenigstens schön zu sehen, dass ihre Lehrerin sich um sie kümmert. Auch die selbstverständliche Beziehung zwischen ihrem Bruder Aaron und seinem Freund Rocco hat mir sehr gut gefallen! Sowas sollte es öfter geben. Zudem war Suzys geheimer Verbündeter eine tolle Idee.

Lange Sonnenstrahlen drangen durchs Fenster herein wie Geister, die durch Wände gehen. Sie legten sich auf den Teppich und hielten still. (S. 17)

Letztlich war das Ende meiner Ansicht nach genau passend. Wer keine Angst vor Spoilern hat, der darf nun den Text hier drunter markieren:

Suzys Plan war es, den Quallenforscher Jamie zu treffen. Ich finde es sehr schade, dass das nicht geklappt hat. Trotzdem hätte ich Suzy gerne mit Jamie reden hören! Natürlich wurde ich entschädigt: Suzy ist gezwungen, die Gespräche mit ihrer Familie zu führen. Besonders das mit ihrem Vater hat mir sehr gut gefallen. Aber auch der Anruf an Frannys Mutter war ein wichtiger Schritt. Letztlich habe ich schon geahnt, dass es zu neuen Freundschaften kommen wird. Das fand ich einfach super!

Fazit:

Das Buch handelt vom Loslassen. Von Dingen, die einfach passieren. Es erzählt die Geschichte von einem bemerkenswerten Mädchen, das sich auf faszinierende Weise den Mysterien des Lebens widmet. Das Buch konnte mich fesseln und besitzt trotz seiner knapp 240 Seiten einen großen Inhalt. Es macht Spaß zu lesen und lässt einen auch die eine oder andere Träne verdrücken (okay, ich habe geflennt). Von mir auf jeden Fall eine Lese-Empfehlung! Es ist etwas für Jung und Alt. Zwischen den tiefgründigen Themen warten auch die ein oder andere lustige Stelle, was das Ganze etwas auflockert.

5/5 Sterne. ♥